Meine Italienreise
Schon lange wollte ich nach Italien und nun habe ich mir diesen kleinen Traum zusammen mit meiner Freundin erfüllt. Unsere Reise begann am 26.09.2023 mit der ersten Station Venedig.
Venedig
Venedig ist die Haupstadt der Region Venetien und ein Pilgerort für Touristen aus aller Welt. Die Stadt war gut besucht, aber ich habe es nicht als störend empfunden. Wahrscheinlich ist zur Hauptreisezeit auch deutlich mehr los, als Anfang Oktober. Zwei Dinge vorweg: ich habe keinen Gestank wahrgenommen, obwohl viele Leute davon berichten. Außerdem sollte man keine hochglanzpolierte Stadt erwarten. Die repräsentativen Prunkbauten wie der Dogenpalast sehen prachtvoll aus. Dem Rest der Stadt ist der Zahn der Zeit anzusehen. Wir haben das nicht als störend, sondern als echt und unverstellt empfunden. Die historische Altstadt ist genau das - historisch, und darf ruhig auch so aussehen.
Venedig ist keine Stadt im herkömmlichen Sinne und alles andere als gewöhnlich. Das Stadtgebiet umfasst sehr viele kleinere und größere Inseln. Wir haben lediglich die "Hauptinsel" Venezia und das Strandbad der Venezianer Il Lido besucht. Auf der Hauptinsel ist das Auto- und Fahrradfahren verboten. Hauptverkehrsmittel ist das Boot. Es gibt sogar einen öffentlichen Bootsnahverkehr. Diese "Wasserbusse" heißen Vaporetto, bzw. Vaporetti im Plural. Wir haben uns gleich bei Ankunft am Flughafen ein 3-Tagesticket für den Nahverkehr gekauft und das Ticket sehr gut genutzt, auch weil unser Hotel im Stadtteil Mestre auf dem Festland lag. Wir sind also jeden Tag mit der Straßenbahn zum "Piazalle Roma" gefahren und von dort aus mit dem Vaporetto oder zu Fuß weiter.
Sehr empfehlenswert ist eine Fahrt mit der Vaporetto-Linie 1 zwischen Piazalle Roma und Markusplatz (San Marco). Das kann man einmal bei Tag und einmal bei Nacht machen, Venedig ist zu jeder Tageszeit wunderschön. Am meisten genossen haben wir die Fahrten im hinteren Außenbereich der Vaporetti. Wir haben außerdem die "Guggenheim Collection", ein Museum für moderne Kunst besucht und können das Museum sehr empfehlen. Am besten hat mir der Außenbereich direkt am Canale Grande gefallen. Hier steht eine etwas eigenwillige Bronze eines "erregten" Reiters und man kann sich kurz von der vielen großen Kunst ausruhen während man ganz mondän die vorbeifahrenden Boote beobachtet.
Während unseres Besuchs hat zufällig die Architekturbiennale (Biennale Architettura) stattgefunden. Die Ausstellung war riesengroß und auf zwei Veranstaltungsorte auf der Hauptinsel verteilt. Im Giardini della Biennale befand sich der Hauptpavillon und die feststehenden Pavillons vieler Länder. Der deutsche Pavillon wurde während der NS-Zeit errichtet und man sieht dem Bau den damals herrschenden Größenwahn deutlich an. Der zweite Veranstalungsort waren die Arsenale Exhibition Spaces. Hier befanden sich die Pavillons vieler Länder, die vermutlich nicht bei jeder Biennale an der Ausstellung teilnehmen und einige weitere Hallen ohne fixe Länderzuordnung, sowie die Ausstellung des fiktiven Landes "Hy Brasil". Der Besuch der Architekturbiennale war für mich auf jeden Fall einer der Höhepunkte unseres Italienurlaubs. Man sollte für den Besuch allerdings besser zwei Tage einplanen. Wir haben einen vollen Tag dort vollbracht, haben vieles nicht gesehen und waren am Ende des Tages trotzdem ziemlich erledigt und nicht mehr aufnahmefähig.
Zu guter Letzt kann ich einen Besuch am Badestrand, zum Beispiel auf der Insel Il Lido sehr empfehlen. Venedig ist nicht nur kulturell ein Höhepunkt, sondern bietet auch herrliche Sandstrände an der wunderschönen Adriaküste und selbst im Oktober noch bestes Badewetter.
Bologna
Am Freitag ging es mit dem Zug weiter nach Bologna. Bologna ist die Haupstadt der Region Emilia-Romagna und trägt drei Beinamen. "La rossa" (die Rote) wegen der vielen roten Dächer, die man beim Blick über die Stadt sieht. "La dotta" (die Gelehrte) weil Bologna mit der "Università di Bologna - Alma mater studiorum", die älteste Universität Europas beherbergt. Und drittens "la grassa" (die Dicke), weil viele Spezialitäten die wir mit der italienischen Küche assoziieren aus Bologna kommen, z.B. die Lasagne, Tortellini, Mortadella oder die Sauce Bolognese. Interessanterweise bekommt man in Bologna aber keine Spaghetti Bolognese, sondern allerhöchstens Pasta con ragù alla Bolognese oder meistens Tagliatelle al ragù. Die Sauce Bolognese wird in Bologna niemals mit Spaghetti serviert und Wiener Würstchen gibt es in Wien schließlich auch nicht.
Anders als die übrigen Städte, die wir auf unserer Italienreise besucht haben, ist Bologna vom Massentourismus verschont geblieben. Trotzdem ist die Stadt sehr sehenswert und vergleichsweise modern. Vermutlich ist sie gerade deswegen auch lebenswerter als die anderen Städte und irgendwie authentischer. In Bologna hatte ich tatsächlich den Eindruck Italien zu erleben und nicht bloß einen Ort zu besuchen, der sich den vielen Touristen angepasst hat.
Warum also lohnt sich ein Besuch in Bologna? Wegen einer sehr schönen Altstadt, mit unheimlich vielen Arkadengängen. Wir hatten das Gefühl uns durch die gesamte Altstadt durch Arkadengänge bewegen zu können. So bleibt man trocken, wenn es tatsächlich mal regnet und hat immer Schatten wenn die Sonne scheint. Natürlich befindet sich auch der längste Arkadengang der Welt in Bologna, der auf den Hügel Colle della Guardia mit der Kirche Santuario della Madonna di San Luca führt. Von hier aus hat man einen tollen Blick über die Stadt und über die Hügel der Emilia-Romagna.
Neben der vielen Arkadengänge beeindrucken Bolognas Türme. Am Rande des ehemaligen jüdischen Ghettos (Ghetto ebraico) von Bologna stehen "Le Due Torri", die zwei Türme "Garisenda e degli Asinelli". Die Türme wurden im tiefsten Mittelalter (um 1100) im Wettstreit zweier reicher Familien errichtet. Als sich der Torre della Garisenda bedenklich zu neigen begann, musste der Bau gestoppt werden. Später wurde der Turm sogar noch in der Höhe gestutzt. Angeblich ist der Turm noch schiefer als der schiefe Turm von Pisa.
Florenz
Nachdem wir uns drei Tage mit Bologneser Köstlichkeiten vollgestopft haben ging es mit dem Schnellzug der Trenitalia weiter in die Hauptstadt der Toskana, Florenz. Die Innenstadt der Renaissance-Metropole wird von der beeindruckenden Kathedrale Santa Maria del Fiore dominiert. Die gewaltige Kuppel und der Turm sind von weither sichtbar. Geht man näher heran erblickt man eine wunderschön verzierte weiße Marmorfassade.
Ein weiterer Höhepunkt der Altstadt ist der Palazzo Vecchio am Piazza della Signoria. Hier gibt es, neben dem imposanten Innenhof des Palastes, den Neptunbrunnen und eine Kopie der berühmten David-Statue von Michelangelo zu sehen. Um das 5m hohe Original der Statue zu sehen, muss man allerdings in die Akademie (bzw. Galleria dell'Accademia). Diese brillante Idee haben auch viele andere, es lohnt sich trotzdem Michelangelos Meisterwerk aus der Nähe zu sehen. Die Statue erscheint u.a. deshalb so imposant, weil Hände, Füße und Kopf etwas zu groß geraten sind. Hier hat sich Michelangelo eines Tricks bedient, der dem ungeschulten Auge nicht unangenehm auffällt, dafür aber eine überwältigende Wirkung entfaltet.
Natürlich ist kein Florenz-Besuch komplett ohne die Uffizien. Das Gebäude diente ursprünglich als ein Verwaltungsgebäude, daher die Wortverwandtschaft mit "Offices". In den Uffizien versammeln sich einige der bedeutendsten Werke der Renaissance. Mir am meisten in Erinnerung geblieben sind die Werke "Das Opfer von Isaak" und die auf einen runden Schild gemalte Medusa, beide von Caravaggio, sowie die riesige Galerie von Künstler-Selbstporträts. Hier finden sich auch einige Selbstporträts moderner Künstler, die die riesige Sammlung realistisch dargesteller Mythen- und Bibelszenen angenehm auflockern.
Kulinarisch gesehen sollte man in Florenz einmal ein Schiacciata-Sandwich probieren. Diese werden an fast jeder Ecke angeboten. Außerdem kann ich ein Mittagessen im quirligen Ambiente des Mercato di Sant’Ambrogio sehr empfehlen. Hier kann man mit Einheimischen ein verhältnismäßig günstiges und leckeres Mittagessen zu sich nehmen. Eine weitere Spezialität der florentinischen Küche ist angeblich das Lampredotto (Kutteln), aber das war mir dann doch zu speziell.
Rom
Alle Wege führen nach Rom, und so auch die Bahnlinien, daher war Rom die letzte Station unserer Italienreise. Angenehm überrascht war ich von der Taktung der Schnellzüge zwischen Florenz und Rom. Hier fährt ca. alle 15-20 Minuten ein Schnellzug zwischen den beiden Touristenmetropolen, betrieben von den Bahngesellschaften Trenitalia und Italo. Überhaupt empfand ich die Reise mit italienischen Zügen als sehr angenehm, da die Züge stets pünktlich, sauber und angenehm klimatisiert waren. Natürlich ist meine Erfahrung nicht repräsentativ, aber von der Deutschen Bahn bin ich leider anderes gewohnt.
Nun also Rom, die ewige Stadt, der Nabel der Welt. Ich kann zu Rom nicht mehr sagen, als viele andere schon besser gesagt haben, außer dass die Stadt unbedingt einen Besuch wert ist. Das Kolosseum, das Forum Romanum, den Vatikan mit dem Petersdom und die vielen anderen Sehenswürdigkeiten mit eigenen Augen zu sehen lohnt sich in jedem Fall. Allerdings denken sich das auch viele andere Menschen, daher ist die Stadt rappelvoll mit Touristen. Will man nahe genug an den Trevibrunnen herankommen, um ein paar Cent hineinzuwerfen, bedarf es schon eines gewissen Durchsetzungsvermögens. Die Villa Borghese konnten wir nicht besuchen, weil mit wenigen Tagen Vorlauf keine Tickets zu bekommen sind. Und will man den Petersdom besuchen, muss man sich darauf einstellen eine ganze Weile in einer sehr langen Schlange auf dem Petersplatz zu verbringen, nur um dann noch das aus dem Flughagen bekannte Sicherheitstheater über sich ergehen zu lassen.
So beeindruckend die Stadt auch ist, so unübersehbar sind ihre Probleme. Viele bedauernswerte Menschen versuchen sich an den Touristenmagneten ein paar Euro mit gekühlten Getränken zu verdienen (obwohl es fast überall kostenloses Trinkwasser aus öffentlichen Brunnen gibt). In Rom fahren offenbar die langsamsten Straßenbahnen der Welt und die Fahrpläne werden anscheinend eher als grobe Richtlinie angesehen. Der römische Straßenverkehr löste bei mir nur blankes Entsetzen aus. Hier möchte ich nicht Auto fahren und schlimmer noch, wer in Rom Fahrrad fährt muss mit seinem Leben abgeschlossen haben. Rom ist so vollgestopft mit beeindruckenden antiken Bauwerken, dass es einem fast schon Leid tun kann, wenn sie gegenüber den vielen Sehenswürdigkeiten der ersten Kategorie nur verblassen können. Anderen Städten würde z.B. eine Porta Maggiore zum UNESCO-Welterbetitel verhelfen und unbändiges Staunen auslösen. In Rom kräht danach kein Hahn, und der Busplatz umher wirkt entsprechend vernachlässigt.
Nach fünf Tagen Rom mussten wir am 10.10. mit einem weinenden Auge den Rückflug antreten. Während zwei Wochen Italien hatten wir nicht ein einziges Mal schlechtes Wetter und so graute es uns ein wenig vor dem grauen Berlin. Zum Abschied überraschte mich der moderne Flughafen Fiumicino noch einmal sehr positiv. Die Anreise gelang bequem und problemlos mit dem Zug vom Bahnhof Roma Termini. Und die Sicherheitskontrollen gingen schnell und ganz ohne Theater. Dank neuer Scanner mussten wir nicht einmal unsere Trinkflaschen vor der Kontrolle leeren. Auf der Hinreise haben wir am BER leider ganz anderes erleben müssen.
Essen
Kurzum: es ist nicht schwierig in Italien gutes Essen zu bekommen. In vielen Fällen war das Essen sehr gut, manchmal sogar sensationell. Natürlich ist Italien berühmt für Pizza und Pasta und bei den vielen Variationen dieser Gerichte wird es nicht so schnell langweilig. So kann man bei der Pizza zum Beispiel zwischen der neapolitanischen und der römischen Pizza unterscheiden. Die neapolitanische Pizza ist etwas dicker, besonders am Rand, während die römische Pizza idealerweise hauchdünn ist. Bei der Pasta gibt es unzählige Varianten von Nudeln, die mit unterschiedlichen Soßen serviert werden. So gibt es die Carbonara fast immer mit Spaghetti, die in Deutschland verbreitete "Spaghetti Bolognese" wird man in Italien jedoch nie auf der Karte finden (s.o.).
Auch bei den Süßspeisen (Dolci) kommt man in Italien voll auf seine Kosten. Ob Tiramisu, Panna Cotta oder eine der vielen Kuchenvariationen, fast alles schmeckt hervorragend. Ja, und dann gibt es noch Gelato. Wir haben nicht ein einziges Mal während unserer zwei Wochen in Italien schlechtes Eis gegessen, und das obwohl wir nur an zwei Tagen kein Eis gegessen haben. An fast jedem anderen Tag haben wir sogar zwei Mal am Tag unserer Eisdiät gefrönt.
Eisdielen in Italien heißen entweder Gelateria oder Cremeria. Auffällig war, dass das Eis in der Cremeria subjektiv immer besonders gut geschmeckt hat. Allerdings weiß ich nicht was der Unterschied zwischen diesen beiden Bezeichnungen ist. Anders als in Deutschland bestellt man in den meisten Orten keine Kugeln, sondern wählt eine Waffel und kann sich diese mit beliebigen Geschmacksrichtugen (Gusti) beladen lassen. Bei einer kleineren Waffel (oder Becher) gibt es dementsprechend etwas weniger Eis und teilweise darf man sich nicht so viele Gusti auswählen, wie bei einer größeren und teureren Waffel. Italiener verwenden keinen Eislöffel, sondern eine Art Spachtel, mit dem sie teilweise das Eis noch einmal "bearbeiten", bevor es in der Waffel landet. Das Auftürmen der Gusti in der Waffel kann wohl mit Fug und Recht als eigene Kunstform betrachtet werden und erfordert einige Erfahrung mit der Statik der jeweiligen Eissorte.
Fazit
Dieser Italienurlaub war eine meiner schönsten Reisen überhaupt. Das Wetter war fantastisch, ebenso das Essen und die Italiener. Entgegen vieler Gerüchte waren die Menschen freundlich, hilfsbereit und sprachen fast ausnahmslos gut Englisch, sodass die Kommunikation niemals zum Problem wurde, obwohl wir beide kein Italienisch sprechen. Nicht zuletzt ist Italien eine Art riesiges Freilichtmuseum, in dem die Zeit teilweise stehen geblieben zu sein scheint. Hier gibt es soviel zu sehen und wenn man mal genug hat von der ganzen Kultur, gibt es immer noch eine wunderschöne Natur mit großartigen Landschaften zu entdecken. Aber die haben wir uns für unseren nächsten Italienurlaub aufgehoben.